Teeanbau in China gestern und heute
Die uralten, traditionellen Teeanbau-Methoden blieben bis ins späte 19.Jahrhundert beinahe unverändert bestehen. Tee wurde aus Samen gezogen und mit anderen Nutzpflanzen zusammen angebaut. Die Teebauern pflückten während der Erntezeit den ganzen Tag Tee, um ihn später mit den Händen zu rollen und in Pfannen zu rösten.
Die "Kulturrevolution" bewirkte den Niedergang der Teekultur in der Volksrepublik China. Die einst viel besuchten Teehäuser wurden als möglicher Treffpunkt oppositioneller Bürger einfach geschlossen oder verfielen, weil viele Menschen aus den Städten zur Arbeit aufs Land geschickt wurden. Auch war die Mehrzahl der Menschen zu verarmt, um sich auch den billigsten Tee leisten zu können. Die Bauern wurden oftmals gezwungen, andere Agrarprodukte anzubauen. Viele Intellektuelle und Teemeister flüchteten nach Taiwan - der Insel vor den Toren Amoys (heute Xiamen), wo die chinesische Teekultur weiterentwickelt und gefördert wurde und wird. Einige Teehäuser blieben glücklicherweise erhalten, besonders in den Provinzen Szichuan und Yunnan. In diese dünn besiedelten Gegenden mit ihren schwer zugänglichen Gebirgen wurden viele Oppositionelle verbannt und Maos Horden drangen hier nicht in jede kleine Stadt vor.
Nach der Öffnungspolitik Chinas besann man sich auf die alten traditionellen Werte und forcierte den Teeanbau. Es wurden Kooperativen gegründet, die Arbeit rationalisiert. Diese staatlichen Kooperativen stellen recht gute Standards her. Um eine konstante Qualität zu erhalten werden die meisten Tees gemischt. Diese Standards werden mit einer Nummer versehen z.B. (Yunnan 0012 oder Keemun 1110). Man kann sicher sein, auch ohne den Tee zu probieren, immer die dem Standard entsprechende Qualität zu kaufen.
Tee wird heute in allen südlichen und mittleren Provinzen angebaut (Zhejiang, Guanxi, Yunnan, Anhui, Henan, Hubei, Gansu, Jiangsu, Hainan, Shanxi, Shandong, Guizou, Szichuan, ja sogar in Tibet). Wir haben uns vorgenommen Ihnen in den nächsten Jahren die besten Tees sowie viele regionale Spezialitäten aus allen Provinzen des "homeland of tea" vorzustellen. Eine Besonderheit der chinesischen Tees ist, dass sie nicht wie Darjeeling, Assam oder Ceylontee unter Gartennamen verkauft werden. Man findet oft sehr phantasievolle, blumige Namen z.B. Tiguanyin (eiserne Göttin der Barmherzigkeit) oder sie bezeichnen das besondere Aussehen (z.B. Mu Dan - weisse Phäonie) oder den Ort, wo der Tee wächst (z.B. Quimen Hong Cha - schwarzer Tee aus dem Ort Quimen - Keemun) oder Lung Ching - Drachenbrunnentee.
Heute sind privater Handel und Export wieder möglich, so dass sich viele Familien, nicht zuletzt wegen des immer grösser werdenden Interesses an der ungeheuren Sorten- und Geschmacksvielfalt chinesischer Tees, wieder der althergebrachten manuellen Herstellungsmethoden bedienen. Längst verloren geglaubte Teesorten werden wieder entdeckt und vermehrt z.B. Da Hong Pao oder Huang Yin Gui aus Fujien. Die Erntemengen einiger von uns gehandelter Tees sind sehr, sehr gering: 10 -100 kg maximal. Durch viele Reisen und sehr gute Kontakte ist es uns gelungen einige kg dieser legendären Kostbarkeiten zu erstehen. Natürlich sind Raritäten wie Shui Jin Gui (Golden Waterturtle) oder Roi Gui (Dragoneye) noch um ein vieles teurer als die berühmten Pai Hao Yin Zen (Silbernadeln).
Den ehemaligen Staatsbetrieben mit ihren aufgeblähten Strukturen bläst nun der Wind der freien Marktwirtschaft ins Gesicht. Viele alte Handelsverbindungen nach Osteuropa brachen zusammen, neue Unternehmen mit jungen Managern (welche sehr schnell während ihres Auslandstudiums gelernt haben wie Geld zu verdienen ist) drängen auf den chinesischen und internationalen Markt. Diese "Ökonomiestudenten" handeln meist Tees der untersten Qualitäten oder "fälschen" bekannte Marken. Bevor sie wieder vom Markt verschwunden sind, haben sie den Ruf ehemals guter Tee's ruiniert (z.B. der bekannte "Pi Lo Chun"). Auch "echter" Japanischer "Sencha" oder "Gyokuro" kommen inzwischen aus China und werden von vielen "Fachhändlern" angeboten.
Teeanbau-Historie Kupferstich von Thomas Allom (1804-1872) "Zum Tee beim Kaufmann". ... |